Eine Position suchen
Entre nous, Björn Kuhligk!
Björn, wo hast Du Dein neues Buch geschrieben?
Die ersten Arbeiten an «Die Sprache von Gibraltar» machte ich an Wohnzimmer- und Küchentisch, bis ich merkte, dass meine Ansätze und Notizen erfahrungsleer waren und ich mit dieser Herangehensweise auch über jedes andere beliebige Thema schreiben könnte. Also reiste ich nach Gibraltar und in die spanische Exklave Melilla, die an Marokko und das Mittelmeer grenzt. Dort machte ich Notizen, während ich unterwegs war, und bündelte und filterte sie jeden Abend auf dem Balkon des Hotels. Zurück in Berlin, schrieb ich wieder an den beiden Tischen und überarbeitete dann die ersten beiden Druckfahnendurchläufe jeden Tag in der U-Bahn, auf dem Weg zur Arbeit.
Worum geht es, Deiner Meinung nach, in Deinem Buch?
In dem Langgedicht um die Bewegungen auf den Kontinenten, um Besitz, um Kapitalismus, um den Zufall, in Mitteleuropa geboren worden zu sein, um einen, der sich schreibend damit auseinandersetzt und eine Position sucht. In weiteren Kapiteln und anderen Gedichten um Soziales, die Liebe, das Schreiben, die Natur. Also um vieles. Passt das auch alles inhaltlich zusammen? Ja, passt!
Welche Themen, Geschichten, Diskurse interessieren Dich zurzeit grundsätzlich?
Die, mit denen ich mich in dem Buch auseinandergesetzt habe.
Sind diese Themen für Dich neu oder eher ein Leitmotiv in Deiner Arbeit?
Nein, nicht neu. Ich denke, die Themen sind die, die mich schon immer beschäftigt haben, aber sie sind nun konzentrierter formuliert.
Mit welchen Gefühlen schaust Du auf die Niederschrift zurück?
Ich bin glücklich, dass ich dieses Buch geschrieben habe. Und ich bin sehr froh, dass ich gegen alle inneren Widerstände und mit allen Ängsten nach Melilla und Marokko gefahren bin.
Hegst Du bestimmte thematische Erwartungen an die Rezeption des Buchs?
Nein. Ich wünsche mir, dass es gelesen wird.
Wie würdest Du es einordnen in die Reihe Deiner Bücher?
Ich habe noch nie so viel Mühe und Kraft für ein Buch aufgebracht. Es ist das beste, mit Abstand, aber das neueste Buch ist immer das beste.
Björn Kuhligk, «Die Sprache von Gibraltar», Gedichte,
Hanser Berlin im Carl Hanser Verlag, München 2016, geb., 88 Seiten.