Vordringen

Entre nous, Anna Rottensteiner!

Anna, wo hast Du Dein neues Buch geschrieben?
Ich habe mir für «Nur ein Wimpernschlag» ein Jahr lang den Luxus eines Schreibateliers gegönnt, einer Schreibstube. Sie befindet sich nur wenige Schritte von meiner (Familien)wohnung in einem Bauernhaus und ist wirklich eine Stube, ein Stübchen, in dem ich außer Schreibtisch, Stuhl, ein paar Regalen, einigen Bildern an der Wand und einer blauen Couch nichts hatte, das mich ablenkte. Außer vielleicht der Blick auf die Wiese mit den Apfelbäumen, deren wunderbarer Wandel durch die Jahreszeiten mich begleitete.

Worum geht es, Deiner Meinung, nach in Deinem Buch?
Es geht um Flucht und Fluchten, große, kleine, Fluchten vor sich selbst, vor anderen Menschen. Aber auch um Liebe, Feigheit, Obsessionen und Imaginationen, und darum: Wie stelle ich mich der Welt und der Gegenwart?

Welche Themen, Geschichten, Diskurse interessieren Dich zurzeit grundsätzlich?
Wie über die Gegenwart schreiben. Über die Zeit, der ich unausweichlich angehöre, die so schwierig zu fassen und zu erkennen ist, aus der ich nicht ausbrechen kann, auch wenn ich noch so unglücklich bin mit dem Lauf der Dinge. Außer eben, vielleicht: indem ich darüber schreibe.

Sind diese Themen für Dich neu oder eher ein Leitmotiv in Deiner Arbeit?
Ich denke, das war schon immer mein innerstes Anliegen. Auch wenn ich im vorhergehenden Roman «Lithops. Lebende Steine» vor allem eine Vergangenheit im Auge hatte, ging es mir dennoch um das Verständnis einer Gegenwart.

Mit welchen Gefühlen schaust Du auf die Niederschrift zurück?
Mit guten ;-)

Hegst Du bestimmte thematische Erwartungen an die Rezeption des Buchs?
Ich möchte, dass es stärker als eine literarische Stellungnahme zu unserer Zeit betrachtet würde. Doch damit tut sich der Literaturmarkt prinzipiell schwer.

Wie würdest Du es einordnen in die Reihe Deiner Bücher?
Es ist das zweite, das auf das erste folgte, und das dritte wird hoffentlich auf das zweite folgen. Ich sehe, trotz aller Unterschiede in der formalen Herangehensweise und in der thematischen Schwerpunktsetzung in meinem Schreiben doch eine Kontinuität, die eine Fortschreibung der Geschichte einzelner Figuren sein kann, vor allem auf der in mir brennenden Sehnsucht basiert, auf den verschlungenen Pfaden der Literatur, des Schreibens, zu einer Erkenntnis vorzudringen.

Anna Rottensteiner, «Nur ein Wimpernschlag», Roman, Edition Laurin
bei Innsbruck University Press, Innsbruck 2016, geb., 176 Seiten.

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