Winter, Frühling, Sommer

Entre nous, Volker Sielaff!

Volker, wo hast Du Dein neues Buch geschrieben?
An vielen Orten. Denn ich trage fast immer ein Notizbuch mit mir herum. Ich kann dann sofort etwas notieren oder mit ein wenig Abstand, aus der Erinnerung. Als sich dann Verlage für meine Aufzeichnungen interessierten, habe ich angefangen, alles abzutippen, um zu sehen, was es taugt. Ich habe kaum Änderungen vorgenommen, damit der Charakter der Aufzeichnung gewahrt bleibt, aber manches weggelassen.

Worum geht es, Deiner Meinung nach, in Deinem Buch?
Die Themen in «Überall Welt» sind vielfältig: Reisen, Begegnungen mit Freunden, das Leben mit einem kleinen Kind, der, auch für den Erwachsenen, dann «neugeborene Blick», Lektüren, Anverwandlungen, Beobachtungen – es ist ein Buch, welches das Leben in seiner Fülle feiert, denke ich mir (und hoffe, dass es die Leser ebenso empfinden werden). Ein Antidot gegen Pragmatismus und Eindimensionalität.

Welche Themen, Geschichten, Diskurse interessieren Dich zurzeit grundsätzlich?
Unsere Vergänglichkeit. Unsere Sinne. Das Erzählen und seine Möglichkeiten. Ich komme ja von der Lyrik her. «Überall Welt» ist mein erstes Prosabuch. Ich würde gern mal etwas ganz Schräges, Abenteuerliches schreiben und möchte herausfinden, ob ich das kann.

Sind diese Themen für Dich neu oder eher ein Leitmotiv in Deiner Arbeit?
Über Leitmotive in meiner Arbeit müssen, glaube ich, andere befinden.

Mit welchen Gefühlen schaust Du auf die Niederschrift zurück?
«Überall Welt» sind ja Aufzeichnungen aus mehr als zehn Jahren. Jahre des Augen-Aufgehens. Des Staunens. Jahre mit geliebten Menschen. Da ist auch eine Zärtlichkeit, wenn ich zurückschaue. Gelebtes Leben, in Sprache verwandelt.

Hegst Du bestimmte thematische Erwartungen an die Rezeption des Buchs?
Nur eine Erwartung, oder, mehr Wunsch als Erwartung: dass die Leute dieses Buch lesen mögen. Und dass die Leser sich, da und dort, wiederfinden, mit ihren eigenen, kleinen oder großen «Weltaugenblicken». Das wäre schön, nicht?

Wie würdest Du es einordnen in die Reihe Deiner Bücher?
Es ist erzählerischer als die Gedichte, natürlich. Aber auch poetisch. Ein Leser sagte mir, er habe erst mitten drin begonnen, sich da und dort ein paar Absätze herausgepickt. Aber jetzt lese er das Buch von vorn. Und es stimmt: man kann «Überall Welt» auch als Erzählung lesen, denn es gibt, neben den reflexiven Passagen, Personen, die immer wieder auftauchen. Und dann sind da ja noch die Jahreszeiten, die es insgeheim gliedern. Das finde ich ganz schön, dass man immer weiß: ah, jetzt ist Winter, oder Frühling, oder Sommer ...

Volker Sielaff, «Überall Welt», Ein JournaL,
edition AZUR, Dresden 2017, geb., 152 Seiten.

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