Aber es ist so heiss

Entre nous, Seraina Kobler!

Seraina, wo hast Du Dein Buch geschrieben?
An verschiedenen Orten. Da gab es den Palazzo in Graubünden, wo ich immer wieder ein paar vereinzelte Schreibtage verbringen durfte. Die Residenz in der Dachkammer des Museums Strauhof. Und dann mein Atelier am Rindermarkt. Aber ganz ehrlich: manchmal war es so anstrengend, dass ich einfach im Bett geschrieben habe, den Laptop auf den Knien balancierend. Einmal habe ich mir beim aufklappen des Bildschirms ziemlich schmerzhaft die Haut eingeklemmt. Jedesmal wenn ich den unschönen blauen Streifen gesehen habe, dachte ich mir: Das muss jetzt ein Ende haben. Hatte es dann ja zum Glück bald auch.

Worum geht es, Deiner Meinung nach, in Deinem Buch?
Es spielt in einer Welt, sehr ähnlich der unseren. Aber es ist so heiss, dass die Flüsse austrocknen. Und brennende Vögel Felder in Brand stecken. Mittendrin eine schwangere Frau, die entscheiden muss, ob ihr Kind leben oder sterben soll.

Welche Themen, Geschichten, Diskurse interessieren Dich zurzeit grundsätzlich?
Das ist isoliert in dieser Kürze schwierig zu beantworten. Natürlich verfolge ich noch immer das politische Tagesgeschehen, da gibt es journalistische Reflexe, die bleiben einfach. Aber seit ich nicht mehr jeden Tag auf eine Redaktion gehe, hat sich da auch ein Raum aufgetan für universelle Themen: Werden und Vergehen. Der Kreislauf des Lebens. Das Verhältnis von Natur und Künstlichkeit.

Sind diese Themen für Dich neu oder eher ein Leitmotiv in Deiner Arbeit?
Ich denke, früher habe ich mich einfach in einer anderen Form damit beschäftigt. Wobei, da gab es schon auch verschüttete Anteile. Wahrscheinlich waren es auch diese, die mir eigentlich keine Wahl liessen, diesen Weg zu gehen. So gesehen sind diese Themen als Motive in meinen Texten auffindbar, aber gleichzeitig auch die Treiber meines Schreibens überhaupt.

Mit welchen Gefühlen schaust Du auf die Niederschrift zurück?
Der Prozess war nicht ganz einfach. Nachdem ich meine feste Stelle gekündigt hatte, merkte ich, wie sehr der Journalismus in den letzten Jahren auch mit meiner Identität verwoben war. Das loszulassen, hat mehr Zeit gebraucht, als ich gedacht hatte. Überhaupt die Zeit! Literarisches Schreiben benötigt so viel Geduld. Das war hart. Weil ich sonst immer ziemlich schnell unterwegs bin.

Hegst Du bestimmte thematische Erwartungen an die Rezeption des Buchs?
Erwartungen können sehr verletzlich machen. Daher versuche ich sehr fest, mich da zurückzunehmen. Aber natürlich freue ich mich über jeden einzelnen Lese-Eindruck. Welche zusammen genommen nochmals einen ganz neuen Blick auf das Buch ermöglichen. Wie erfüllend das ist, hätte ich mir nicht vorstellen können.

Wie würdest Du es einordnen in die Reihe Deiner Publikationen?
Wenn ich es mit den Reportagen, Parlamentsberichten, Kurzmeldungen oder Interviews aus zehn Jahren Journalismus vergleiche: Dann ist es sehr, sehr lang. Auch wenn es neben anderen Romanen ein eher dünnes Buch ist. Dafür ist es konzentriert. Was vielleicht dazu geführt hat, dass ich schon im Endspurt die Idee für einen leichteren Stoff hatte. Der fliesst fröhlich aus den Fingern auf die Tastatur und in den Computer hinein. Hoffen wir, es bleibt so. Zumindest noch für eine Weile.


Seraina Kobler, «Regenschatten»,
Roman, Kommode Verlag, Zürich 2020, 175 Seiten.

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