Zuflucht zu sich selbst
Zu Cesare Paveses Das Haus auf dem Hügel
«Schon zu anderen Zeiten redete man vom Hügel, so wie man vom Meer oder vom Wald geredet hätte» – so beginnt der 1947 erschienene Roman von Cesare Pavese und deklariert damit sein poetisches Programm: Giacomo Leopardis literarische Landschaften der Marken um jene des Piemonts zu erweitern.
Wir sind im Krieg, 1943/44. Corrado, ein existenzialistischer Lehrer, kehrt jeden Abend in die sicheren Hügel um Turin zurück, wo er bei einer «alten Jungfer» und ihrer Mutter untergekommen ist. Er trifft Cate wieder, die er vor Jahren ohne Grund verlassen hatte, ihr Sohn, Dino, ist vermutlich sein Sohn.
Alle zaghaften Annäherungsversuche scheitern. Der Krieg wird immer brutaler und lässt Corrados Abseitsstehen nicht mehr zu. Corrado sucht in den Langhe, den Hügeln seiner Kindheit, Zuflucht und lernt erst recht die Unentrinnbarkeit im Krieg kennen.
Paveses genaue, karge, jeder Emphase fremde Sprache verweist auf die latente Sinnlosigkeit und offenkundige Barbarei der Existenz. Maja Pflugs überzeugende Übersetzung findet die Essenz der manchmal simpel anmutenden Syntax. Der Rotpunktverlag ermöglicht die Wiederentdeckung eines stilvollendeten Autors, der oft imitiert wurde. Unbedingt lesen!
Franco Supino
Cesare Pavese, «Das Haus auf dem Hügel», Roman,
aus dem Italienischen von Maja Pflug, mit einem Nachwort
von Lothar Müller, Edition Blau im Rotpunktverlag,
Zürich 2018, geb., 216 Seiten.
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