Wortirrlichter
Entre nous, Adam Schwarz!
Adam, wo hast Du Dein neues Buch geschrieben?
In einem Basler Studentenwohnheim (Zimmer 68, 2. Stock), einer Einzimmerwohnung in Kleinbasel und zuletzt in Leipzig-Plagwitz.
Worum geht es, Deiner Meinung nach, in Deinem Buch?
Wenn AutorInnen genau zu wissen glauben, wovon ihre Bücher handeln, dann wird es gefährlich! Trotzdem kann ich der Versuchung nicht widerstehen, ein paar Vorschläge zu machen: Es geht um einen Vater, der nicht isst und dabei seine Familie verzehrt. Es geht um das Dämonische im Heiligen. Und es geht um die grossen Wortirrlichter. Um Gott, um Freiheit, Wahrheit oder Erfolg. Da wird einem ja viel erzählt. Gute Geschichten sind das. Du wirst erlöst. Du kannst es schaffen, wenn du dich anstrengst. You are the captain of your fate. Wie gerne wären wir die Helden in diesen Geschichten. Wir strampeln und strampeln und kommen uns dabei selbst abhanden.
Welche Themen, Geschichten, Diskurse interessieren Dich zurzeit grundsätzlich?
Leider habe ich die Tendenz, ständig von einem Themengebiet zum anderen zu springen, anstatt länger zu verweilen. Aber grundsätzlich interessieren mich alle Versuche, das Tun und Treiben unserer seltsamen Spezies zu erklären und zu erfassen.
Sind diese Themen für Dich neu oder eher ein Leitmotiv in Deiner Arbeit?
Ich schreibe, um zu verstehen, was es heisst, ein Mensch zu sein. Insofern begleiten diese Themen mein Leben.
Mit welchen Gefühlen schaust Du auf die Niederschrift zurück?
Zwischen mir und dem Adam, der die erste Fassung des Romans niederschrieb, liegen fünf Jahre. Bereits beim Redigieren kam es mir vor, als würde ich mir das Werk eines Fremden aneignen. Spreche ich öffentlich über den Roman, fühle ich mich wie der Agent meines vergangenen Ichs. Ich hoffe, dass der 2012er-Adam mit meiner Arbeit zufrieden ist.
Hegst Du bestimmte thematische Erwartungen an die Rezeption des Buchs?
Wir befinden uns im Flüe-Jahr. Das wird die Rezeption sicher beeinflussen – auch wenn ich keineswegs auf das Jubiläum hingeschrieben habe. Wenn das Buch als Nadelstich in mythologische Seifenblasen verstanden werden könnte, würde mich das freuen. Mitte August, ein paar Tage vor der Veröffentlichung, organisieren die Freunde der Herrliberger Mottenkiste bekanntlich eine grosse Bruder-Klaus-Gedenkverunstaltung.
Wie würdest Du es einordnen in die Deine Produktion?
Vor dem Flüe habe ich Kurzprosa geschrieben und dabei ziemlich herumexperimentiert. In «Fleisch der Welt» konnte ich zum ersten Mal eine Handvoll Figuren 300 Seiten lang begleiten. Das war sehr schön. Als Nächstes steht nun der Zweitling an. Zweitlinge sind schwierig, hat mir jemand aus dem Betrieb gesagt, Zweitlinge werden kaum gelesen. Umso besser. Dann kann ich machen, worauf ich Lust habe.
Adam Schwarz, «Das Fleisch der Welt
oder Die Entdeckung Amerikas durch Niklaus von Flüe»,
Roman, Zytglogge Verlag, Basel 2017, geb., 272 Seiten.